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Fabian Hollenstein

Wie ein bewusster Rückblick deine Wahrnehmung verändern kann

In diesem Beitrag gebe ich dir eine Technik zur Hand, die du immer dann anwenden kannst, wenn deine Erinnerungen an einen Zeitraum negativ behaftet sind. Damit kannst du deinem Verstand zeigen, dass du dich nicht hinters Licht führen lässt. Und du erfährst, wie es mir ergangen ist, als ich die Technik an Silvester selbst benutzt habe.


Wer keine Vergangenheit mehr hat, der hat auch keine Zukunft. (Michael Ende)

Sind wir doch mal ehrlich, das Jahr 2020 wird nicht als Jahr der Hoffnung, des Aufbruchs oder des wirtschaftlichen Aufschwungs in die Geschichtsbücher eingehen. Für die meisten wird es eher ein Jahr zum Abhacken sein. Ein Jahr, das man so schnell wie möglich vergessen und hinter sich lassen möchte. Worte wie Corona, Covid-19, Pandemie, Quarantäne, Lockdown, Maskenpflicht, Fallzahlen, Positivitätsrate, Übersterblichkeit, Grenzsperrung, etc. prägen seit Monaten unseren Alltag.


Die überwiegend negativen Informationen, die tagtäglich auf uns einrieseln, haben einen immensen Einfluss auf unsere Wahrnehmung. Sie beeinflussen, wie und was wir denken und was für einen Eindruck wir von der Welt insgesamt haben.


Dazu kommen noch die persönlichen Erfahrungen im Zusammenhang mit der Corona-Krise im vergangenen Jahr. Vielleicht hat dich die Mehrfachbelastung aus Alltag, Kinderbetreuung und Homeoffice an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht, vielleicht hast du deinen Job verloren, vielleicht kämpfst du verbissen um deine wirtschaftliche Existenz, vielleicht musstest du zusehen, wie ein geliebter Mensch verstorben ist, vielleicht warst du selbst krank, vielleicht arbeitest du im Gesundheitswesen und hast deine Belastungsgrenze schon lange überschritten, vielleicht ...


Darüber hinaus gab es eventuell auch Ereignisse in deinem Leben, die losgelöst von der Corona-Krise belastbar waren, an deinen Kraftreserven gezehrt und deine Batterien geleert haben.


All die negativ-behafteten Informationen, Erfahrungen und Ereignisse sowie der damit verbundene Schmerz haben möglicherweise dazu geführt, dass dein Gesamteindruck für das Jahr 2020 eher bescheiden, wenn nicht sogar durchwegs negativ ist. Es ist deshalb naheliegend, menschlich und alles andere als verwerflich, wenn du dich zu einem pauschalen Urteil über das vergangene Jahr hinreissen lässt, das dann so oder ähnlich ausfallen könnte: "Man, war 2020 ein Scheissjahr!"


Aber stimmt das wirklich, waren die vergangenen 12 Monate wirklich so schlecht, wie du sie in Erinnerung hast? Oder kann es vielleicht sein, dass dich dein eigener Verstand versucht, hinters Licht zu führen und dich um all die schönen Momente, die es bestimmt auch gab, zu betrügen?


Die folgende Technik, simpel und einfach in der Ausführung und dennoch unheimlich effektiv, kann dir dabei helfen, deine eigene Wahrnehmung zu überprüfen und gegebenenfalls sogar zu verändern.

 

Wenn du auf das vergangene Jahr 2020 zurückblickst, was macht das dann mit dir? Was für Gedanken, Bilder und Gefühle steigen dabei auf?


Nimm dir bitte bewusst einen Moment Zeit und beobachte, was passiert.


Sollten dabei vorwiegend negative Gedanken, Bilder und Gefühle hochkommen, kann dir vielleicht folgende Technik dabei helfen, deine Wahrnehmung zu verändern und deinen Frieden mit 2020 zu finden.


Setz dich mit einem Notizblock und einem Stift in eine gemütliche Ecke und lass das komplette Jahr nochmals Revue passieren. Im Idealfall gehst du dabei chronologisch vor, fängst also im Januar an und wanderst dann Monat für Monat durch dein Gedächtnis. Stell dir dabei folgende Fragen, um deine Erinnerungen aufzufrischen:


Wo war ich dann? Was habe ich dort gemacht? Was ist dort passiert? Wer war dabei?


Vielleicht hilft es dir auch, wenn du dabei durch die Bildergalerie von deinem Handy scrollst. Und falls du dich vorher gefragt hast, was zum Teufel überhaupt ein "Notizblock" sei, kannst du auch gerne das Handy für die Notizen verwenden. ;-)


Und jetzt kommt der eigentlich interessante Teil der Technik. Du schreibst jeden Moment, jedes Erlebnis, jede Erfahrung und jede Begegnung auf, wo es schön war, wo es dir gut ging, wo du dich gefreut hast, wo du Spass hattest, wo du dich wohl gefühlt hast, etc.


So viel wie möglich, lautet hier die Devise. Also nicht kleckern, klotzen! Und ich wette, du wirst im Handumdrehen 1, 2, 3 A4-Seite füllen. Wenn du fertig bist und dir nichts Neues mehr einfällt, lies nochmals alles in Ruhe durch und stell dir selbst am Ende dann folgende Frage:


Wenn ich auf all die schönen Momente zurückblicke, mit welchem Gedanken, Bild, Gefühl oder vielleicht auch nur einem Wort möchte ich mich an 2020 erinnern?

 

Wie ist es dir ergangen? Was hat sich verändert? Womit wirst du dich ans 2020 erinnern? Was für ein Wort ist dabei herausgekommen? Folge mir auf LinkedIn, Instagram, Facebook oder Pinterest und hinterlass mir einen Kommentar!


Die Technik kann übrigens auch dann sinnvoll und bereichernd sein, wenn du bereits einen positiven Blick auf das vergangene Jahr hast. Es lässt dich all die schönen Momente nochmals erleben und gibt dir einen regelrechten Motivationsschub fürs 2021!


Das schöne an dieser Technik ist zudem, dass du sie für jeden beliebigen Zeitabschnitt, der in deiner Erinnerung einen negativen Eindruck hinterlassen hat, anwenden kannst. Sei es ein Tag, ein Wochenende, eine Woche, ein Monat, ein Jahr, ein Jahrzehnt oder möglicherweise sogar dein ganzes bisheriges Leben. Egal, was für einen Zeitraum du dir vornimmst, die Technik ist immer anwendbar.


Gerne möchte ich an diesem Punkt noch etwas klarstellen. Selbstredend wird die Technik nichts an dem ändern, was tatsächlich passiert ist. Alles Negative, was dir im 2020 vielleicht widerfahren ist, wird dadurch nicht ungeschehen gemacht. Darum geht es auch gar nicht. Und es geht auch nicht darum, es zu verdrängen, zu vergessen oder auf irgendeine Art und Weise schönzureden. Alles, was passiert ist, wird auch weiterhin ein Teil deiner Biografie bleiben, und das ist auch gut so.


Es geht letztendlich darum, zu erkennen und anzuerkennen, dass das Jahr 2020 nicht ausschliesslich schlecht war, und, dass es trotz allem Negativen auch Momente gab, die schön und wertvoll für dein Leben waren. Indem du dich bewusst an diese Momente erinnerst, wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach deine Wahrnehmung und dein Gesamteindruck vom vergangenen Jahr ändern, und zwar sowohl auf gedanklicher als auch auf emotionaler Ebene. Es relativiert das Negative und kann versöhnlich darauf wirken. Vielleicht stellt sich auch so etwas wie ein innerer Frieden ein.


Aber Achtung, dabei handelt es sich lediglich um einen willkommenen Seiteneffekt. Tappe also nicht in die Falle, die Technik mit der Absicht zu machen, dass sich etwas ändern muss. Erfreu dich daran, wenn sich etwas ändert und sei Okay damit, wenn sich nichts ändert. Ein Gedanke der Achtsamkeit! Zudem gilt wie bei jeder Tätigkeit: Übung macht den Meister! Je öfters du diese Technik in deinem Alltag anwenden wirst, desto eher wirst du einen Nutzen davon haben.


Vielleicht hast du dich bereits gefragt, ob ich das, was ich in diesem Blog vorstelle, auch selbst anwende. Absolut! Ich werde hier nichts präsentieren, das ich nicht selbst ausprobiert habe und von dem ich nicht überzeugt bin.


In diesem Fall habe ich die Technik gemeinsam mit meiner Frau durchgeführt, und zwar am Silvesterabend. Nachdem wir die Kinder ins Bett gebracht haben, haben wir uns bewusst Zeit genommen, das Jahr Revue passieren zu lassen. Jeder hat für sich selbst seine Glücksmomente schriftlich festgehalten. Danach haben wir sie zusammen besprochen und gemerkt, da einige gemeinsame Erlebnisse dabei waren, dass es noch viel mehr zum Aufschreiben gegeben hätte.


Vor der Anwendung der Technik war mein Eindruck von 2020 irgendetwas zwischen "naja" und "so lala". Auch wenn Corona sicherlich einen Einfluss hatte, war es dafür allerdings nicht primär verantwortlich. Vielmehr hatte das etwas mit diversen anderen belastenden Vorkommnissen in meinem Leben zu tun. Die Serie an Schicksalsschlägen, die bereits seit 2015 anhält, blieb leider ungebrochen. Dennoch spürte ich innerlich bereits, dass das Jahr alles in allem gar nicht so schlecht gewesen sein konnte. Die Technik hat dies bestätigt und folgende tollen Erlebnisse und Ereignisse, die teilweise bereits in Vergessenheit geraten waren, wieder zum Vorschein gebracht:


  • Erste Uniprüfung meines Lebens mit 5.0 bestanden

  • Einwöchige Abbrucharbeiten zur Vorbereitung einer Wohnungssanierung mit meinem Schwager durchgeführt und unheimlich viel Spass gehabt

  • Beim Reha-Aufenthalt meines Sohnes viele nette Leute kennengelernt

  • Skitag in Madrisa mit der ganzen Familie, Maria Walliser getroffen und Hauptpreis beim Wettbewerb gewonnen

  • Geburt meines Sohnes "Lean", Aufenthalt im Familienzimmer und unzählige zauberhafte Lächeln, die er mir seit dann geschenkt hat

  • Zahlreiche Familienausflügen während den Sommerferien (St. Gallen, Zürich, Rapperswil, Frauenfeld, Wil, Appenzell, Vaduz, Sargans, Chur, etc.)

  • Einschulung von meinem Sohn "Lionel" in der CP-Schule in St. Gallen

  • Abschluss der Coaching-Ausbildung mit bestandener mündlicher Prüfung

  • Schwimmkurs und Muki-Turnen mit meiner Tochter "Loena"

  • Akkordrutschen im Schwimmbad Blumenwies mit meinem Sohn "Lionel"

  • Besuch des Glattzentrums, Hotelübernachtung in Zürich, Familienbrunch und anschliessender Besuch von neuen und alten Bekannten in Zürich

  • Schlitteln mit meinen beiden grossen Kindern in Dreiweihern

  • GoLive von meiner Website "Dein Leben"


Wohlgemerkt, es handelt sich hierbei nur um einen bescheidenen Auszug von allem, was ich aufgeschrieben habe. Und da soll mal einer sagen, das war kein tolles Jahr! Unter dem Strich war es für mich vermutlich sogar das beste Jahr seit 2015. Das hätte ich dann im Vorfeld so doch nicht erwartet. Das zeigt doch hervorragend auf, wie wichtig und wertvoll ein bewusster Rückblick sein kann.


Das Wort, das ich für mich bestimmt habe, mit dem ich mich an 2020 erinnern möchte, lautet "Dankbarkeit". Ich bin dankbar für alles, was ich erleben und erfahren durfte. Und dabei schliesse ich das Negative nicht aus. Im Gegenteil, das gehört genauso zum Leben wie das Positive und aus jedem Rückschlag kann man etwas lernen, sofern man bereit dazu ist, hinzuschauen und zu wachsen. Nichts passiert für nichts!


Letztendlich bringt es dir nichts, an den negativen Dingen festzuhalten. Akzeptiere sie, zieh wenn möglich ein Learning daraus und lass sie anschliessend los. Erinnere dich stattdessen an die schönen Momente im Leben.


Da Loslassen zwar einfach tönt, aber in Tat und Wahrheit oftmals nicht gelingt, wird es dazu in absehbarer Zeit bestimmt den einen oder anderen Artikel von mir geben. Bleib also dabei, es wird sich lohnen!


Um möglichst viele schöne Momenten zu generieren, an die du dich erinnern kannst, vergiss nicht, dein Leben zu geniessen, denn genau dafür ist es da!


Aloha und bis zum nächsten Mal!

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